4. Adventwoche
4. Adventwoche

13. Dezember

Der Magier aus dem Osten

Die Heiligen 3 Könige

Wir wohnen seit 1978 in Klosterneuburg, und unsere Tochter machte viele Jahre bei der Sternsinger-Aktion mit, zu Beginn als einer der drei Weisen und Jahre später als Begleitperson. Gerne denke ich an die Zeit zurück, als wir die kleinen Könige noch alle persönlich kannten und wir Kaspar, Melchior und Balthasar auch mit ihren Taufnamen ansprechen konnten. Ich erinnere mich an eine Begebenheit, wo die Könige ohne Stern erschienen, weil Franzi, der Sternträger, ein dringendes Bedürfnis verspürt hatte und die Nähe des elterlichen Hauses nützte, um dort schnell die Toilette aufzusuchen. Von da an boten wir den „Magiern aus dem Osten“ bei jedem Besuch auch Klobenützung an.
Ein anderes Jahr – es war grimmig kalt – kamen die Sternsinger zitternd und frierend bei uns an und freuten sich, dass wir sie zu heißem Tee, Kakao und Keksen einluden, damit sie sich ein bisschen aufwärmen konnten. Ein anderes Mal waren die Sternsinger erst am Beginn ihrer Besuchstour, kamen aber später nochmals zurück. Singen, segnen und kassieren war dann schon erledigt, und sie konnten nur noch die kurze Teepause genießen.
Eine Begebenheit ist unserer Tochter bis heute sehr unangenehm. Es war strahlend schönes Wetter, der Schnee funkelte und glitzerte in der Sonne, als die Kinder den Weg zu unserem Haus heraufstapften. Mein Mann hatte die Idee, den Auftritt der Sternsinger zu filmen. Christine war damals bereits in der Ausbildung zur Kindergärtnerin und gab Regieanweisungen: „… und wenn wir singen, bewegst du, Walter, am besten nur stumm den Mund.“ Der Gesang fiel zu ihrer Zufriedenheit aus, aber bei Walter entschuldigte sie sich danach. „Wie kann man nur so unpädagogisch sein …!“, machte sie sich lange Zeit Vorwürfe.
Es ist nun auch schon zwanzig Jahre her, als mich einer der drei Könige vorwurfsvoll fragte: „Kennst du mich denn gar nicht …?“ Ich hatte keine Ahnung, welches Kind der König mit russgeschwärztem Gesicht sein könnte. „Ich bin es doch, die Mirzeta“ – eine Tochter der von der Pfarre betreuten bosnischen Flüchtlingsfamilie, die auch (wie so viele Kinder jedes Jahr) ihre Freizeit zur Verfügung stellte, um Menschen mit ihrem Besuch Freude zu bereiten und gleichzeitig Geld für Bedürftige zu sammeln.
Unser Pfarrgebiet ist sehr groß, und seit Jahren schaffen es – trotz der vielen Teilnehmer – die Kinder aus St. Martin nicht mehr, alle Haushalte zu besuchen. Vor vierzig Jahren waren am Freiberg die meisten Gartenhäuschen nur im Sommer bewohnbar. Inzwischen gibt es rund um das ehemalige Ulrikendorf viele neue Häuser. Vielleicht ist es 2020 möglich, auch dieses Gebiet wieder einmal zu betreuen. Auf alle Fälle haben wir alle während der Messe am 6. Jänner die Möglichkeit, die Sternsinger zu hören.

Traude Steiner

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